«Die Sieben Todsünden» an der 57. Biennale Venedig – Palazzo Mora

Vom 13. Mai bis am 26. November 2017 stellt Hans-Ruedi Wüthrich sein Werk «Die Sieben Todsünden» im Rahmen der Gruppenausstellung «PERSONAL STRUCTURES – open borders» im Palazzo Mora anlässlich der 57. Venice art Biennale aus.

Ein Besuch der Gruppenausstellung «PERSONAL STRUCTURES – open borders» lohnt sich sehr – nebst den offiziellen Ausstellungen und Events der Biennale. Im Palazzo Mora, im Palazzo Bembo sowie im Giardini Marinaressa werden die Werke von internationalen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt.

Hier gehts zum Katalog.

Über das Werk «Die Sieben Todsünden»

Ja, die sieben Todsünden!

Sie prägen das christliche Ethos seit dem frühen Mittelalter, diese bereits von Papst Gregor I. als Wurzel jeglicher Sünden definierten «Stolz, Habgier, Wollust, Neid, Völlerei, Zorn und Faulheit». Doch unsere Zeit hat sich zu einem globalen Weltentheater geöffnet. Alles ist möglich, alles ist beliebig, es lebe der hedonistische Individualismus. Die Grenzen zwischen Recht und Unrecht sind unscharf, die sieben Todsünden von einst haben sich zu alltäglichen Gebaren in einer globalisierten Welt befreit. Gier, Ehrgeiz, Macht, Aggressivität, omnipräsente Erotik, Rücksichtslosigkeit sind die neuen Tugenden einschliesslich «Geiz ist geil». Das Gemeinschaftliche, die Empathie, Achtsamkeit und Respekt verlieren ihren Sinn.

Und da hocken sie nun, die «Sieben Todsünden», membranartige Inkarnationen menschlicher Sünden, aus Erde geschaffen und gebrannt, zur Zeitlosigkeit patiniert, plastisch-drastische Theaterfiguren eines allegorischen Weltentheaters. Wie Genmutanten erscheinen die verkümmerten Unkörper, wirken wie karikierende Allegorien biblischen Ausmasses. Schamlos in den Gebaren drängt grimassierend das Sündhafte aus den Fratzen. Dazu stehen «Die Sieben» vor einem «Trümmerhaufen», ein in sich zusammenfallender Ort aus Architektur und Natur. Steinbrocken formieren eine geknechtete Gestalt, das rettende Licht scheint versperrt. Eine sinnbildhafte Endzeit-Metapher zerfallender Werte, die als dramatische Malerei die grotesken Sündengesellen reflektiert.

The seven cardinal sins! 

These have formed christian moral values since the Middle Ages. From the time of Pope Gregory I they have been regarded as the roots of sin: „Pride, avarice, lust, envy, gluttony, wrath and sloth“. However, in our time the world has opened itself up to a new philosophy of life. Everything is possible, anything goes, long live hedonistic individualism. The lines drawn between right and wrong have become blurred and the former seven deadly sins have become accepted behaviour in our liberal, global world. Greed, ambition, power, aggression, omnipresent erotic and ruthlessness have become the new virtues…“greed is great“. Cooperation, sympathy, consideration and respect are losing their meaning.

And – there they perch, the „Seven cardinal sins“. Embryonic incarnations of human sin, made of the earth and fired, patinated to timelessness, like graphic theatrical figures on an allegorical world stage. These disembodied, stunted mutants are like caricatures of biblical allegories. Shameless in demeanour, they grimace wickedly from distorted faces. Moreover, „the Seven“ are standing in front of a heap of rubble; totally chaotic ruins of architecture and nature. Rocks form strange contours, the light is barred. It is a doomsday metaphor for fallen values, a dramatic artwork reflecting the grotesque sinners.

Text by Eva Buhrfeind